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„Geist ist geil“

Über Hans Kotter aus Mühldorf, sein Wettermandl und das „Jagdmusseum“

„Wenn einem die Idee für etwas, was es vorher noch nicht gegeben hat, zufällt, dann ist das Glück“, sagt Hans Kotter, als er von der Entstehung des Mühldorfer Wettermandl zu erzählen beginnt. Inspiriert hat den „schrägen Mühldorfer“, wie Hans Kotter sich selbst beschreibt, ein drehbarer Stein in der Fußgänger-Zone von Bayreuth. Durch einen auf Kugeln gelagerten Drehmechanismus ist das von Ernst Lechner aus Kalkstein gemeißelte Wettermandl kinderleicht zu drehen, obwohl es fast eine Tonne wiegt.

Es steht seit Mai am Stadtplatz von Mühldorf, schaut erwartungsvoll-versonnen, freundlich und in sich ruhend in den Himmel und verkündet auf seine eigene Art das Wetter: „Wenn weiß dann Schnee, wenn nass dann Regen, wenn warm dann Sonne, wenn i mi drah, dann…“ Mehr wird an dieser Stelle nicht verraten. Am besten ist es, das Wettermandl bei einem Besuch in Mühldorf selbst zu sehen und zu drehen.
Wie das Wettermandl äußerst einfach und auf Tatsachen reduziert das Wetter beschreibt, so sind auch die anderen Kunstwerke im so genannten „Jagdmusseum“ in Mühldorf beschaffen. Es geht dem Künstler Hans Kotter darum, die Dinge im Hier und Jetzt zu erfassen, zu beschreiben und zu gestalten. Jedes von ihm geschaffene Kunstwerk enthält detailverspielt provozierenden Humor, gibt Denkanstöße und versprüht Leichtigkeit, Farbe und Freude. Diese sind im „Kotter-Haus“ am Stadtplatz, einer weiteren Attraktion von Mühldorf zu finden. Und zwar für all jene, so das Hinweisschild an der Straßenecke, „die heute noch nichts zu lachen hatten“.

Stadtrat, Zauberer, Vater

Von außen mutet das Kotter-Haus wie eines der Hundertwasser-Häuser an, von dem sich der Künstler inspirieren ließ und auch das ein oder andere Original bei sich beherbergt. Das „Jagdmusseum“ für „Jäger und Gejagte“ ist in Anlehnung an Karl Valentin gestaltet, eines der Vorbilder von Hans Kotter. Einflüsse von Josef Beuys, Christo und ein Hauch Dadaismus ergeben am Ende das Unikat Hans Kotter.

Hans Kotter im Durchgang zu seinem „Jagdmusseum“ in Mühldorf.

Dieser stammt ursprünglich aus einer bekannten Bäcker-Familie und hat selber Bäcker gelernt. Geboren wurde er in Prien am Chiemsee und ist in Bad Reichenhall aufgewachsen. Irgendwann ließ er sich in Mühldorf nieder, war Kaffeehausbetreiber, Redakteur, Stadtrat und Zauberer und ist viel gereist.

„Reise selbst, sonst tun es deine Erben“ war für Hans Kotter das Motto. Von seinen Reisen durch aller Herren Länder brachte er Masken mit. Die Sammlung ist im Innenhof seines Hauses zu bewundern. Mit 81 betätigt sich Hans Kotter „nur noch“ als Musiker, Fernsehkoch, Kabarettist und Kunstschaffender. „Ich kann eben Vieles, aber nichts g‘scheit“, kommentiert Hans Kotter seinen Lebenslauf mit einem zufriedenen Lächeln. Weise fügt er hinzu: „Ich bin ruhiger geworden, muss nicht mehr so mit den Hufen scharren wie früher, und das nicht nur in Bezug auf die holde Weiblichkeit. Wir Männer sind doch eigentlich dumm“, fährt er fort. „Frauen sind viel mehr auf ihren eigenen Vorteil bedacht. Oder können sie mir viele Ärztinnen nennen, die mit einem Pfleger liiert sind? Wohl kaum. Umgekehrt gibt es jedoch genug Beispiele.“

„Kleine Insel im Gegenstrom“

So genießt Hans Kotter mit seiner Lebensgefährtin seine Tage in seinem Haus, auf seiner „kleinen Insel im Gegenstrom“ in Mühldorf, trinkt früh seinen Kaffee im Kaffeehaus, besucht anschließend seine Tochter, die von Beruf Goldschmiedin ist, unterstützt hie und da seinen berühmten Sohn, der mittlerweile in New York und London seine Lichtinstallationen ausstellt. „Wenn es den Kindern gut geht, geht es auch den Eltern gut. Auch wenn die Kinder schon erwachsen sind und auf eigenen Füßen stehen. Man sorgt sich eben, leidet mit, wenn es mal nicht so läuft und freut sich ebenso an den Erfolgen der Kinder“, so der Vater Hans Kotter.

Legendärer Musikkeller

In seinem Haus, dem „Jagdmusseum“, ist jeder herzlich willkommen, ob zu einer „Musseums-Führung“ oder noch zu später Stunde auf einen Plausch beim Hans. In seinem etwas „spooky“ angehauchten Musikkeller finden seit jeher legendäre Konzerte statt. Der Keller ist in der Musikszene bekannt und so geben sich Django 3000, Claus Freudenstein oder durchreisende Gitarristen aus Süditalien beim Hans Kotter die Klinke in die Hand.

Nach dem Motto „Geist ist Geil“ wird den Besuchern im Hause Kotter das Wesentliche der Dinge vor Augen geführt, jedoch in einer Art von Leichtigkeit, erquickendem Esprit, in verspielter Farbenfreude und gleichzeitig bissigem Humor, dass den Besuchern beim Heraustreten auf die Straße das Alltägliche in einem anderen Licht erscheint.

Text & Fotos: Silva Schlonski

Eine Mischung aus Anti-Jagd- und Valentin-Museum: Allerlei Skurriles und Kurioses findet sich im Kotter-Haus am Stadtplatz 82.
Mühldorfer Jagdmusseum

Stadtplatz 82
84453 Mühldorf am Inn
Tel. 0 86 31 / 1 51 09 oder
Tel. 0 86 31 / 61 22 26 (Kulturbüro)
Öffnungszeiten jeden Mittwoch von 14 bis 18 Uhr; für Gruppen auch zu anderen Zeiten nach telefonischer Vereinbarung.