Klosterbrauerei Baumburg. Im Chiemgau ganz oben

„Du bist, was du isst“

„Angerbauer Hof“: Frische, Qualität und Regionalität sind Programm

„Wir verarbeiten vorrangig Produkte aus der Region und der heimischen Landwirtschaft. Die Speisekarte richtet sich nach dem Angebot unserer Bauern.“ Elisabeth Berger, seit November 2015 Wirtin des „Angerbauer Hofs“ an der Chiemseestraße 52, ist da konsequent. Einen Teil des Salatbedarfs deckt sie durch Eigenanbau, so hat sie die Qualität selbst in der Hand. „Ich bin ein richtiger Naturapostel. Ich kaufe nur geprüfte Ware: Die Eier vom Langenspacher Hof haben glückliche Hühner gelegt. Wenn Lamm auf der Karte steht, dann kommt’s aus dem Altmühltal – Lamm, des nur Graserl frisst.“ Putenfleisch bezieht Elisabeth Berger vom Schusterhof in Siegsdorf. Rehe, Wildhasen und Fasan stammen aus der Region; Ente und Gans – Spezialitäten des Hauses – liefert ein Züchter aus dem Landkreis Mühldorf.

Seit zweidreiviertel Jahren sind Elisabeth Berger und ihr Mann Josef die Wirtsleute im „Angerbauer Hof“, Gastronomen sind die beiden aber schon viel länger: Fast 28 Jahre lang hatten sie den Landgasthof Berger in Lengmoos bei Haag – und das sehr erfolgreich. Auch hier führte Elisabeth Berger ein strenges Regiment in der Küche. Weil ihr die Qualität der Speisen, die über den Pass gehen, und damit das Wohl ihrer Gäste am Herzen liegen. Da muss alles passen. Ernährung ist die Grundlage der Gesundheit, „du bist, was du isst“ lautet das Credo der 62-Jährigen.

Leidenschaftliche Köchin

28 Jahre sind eine lange Zeit. Richtig warm geworden ist Elisabeth Berger mit den Haagern aber trotzdem nicht. „Ich war halt die aus der Stadt.“ Die gebürtige Traunsteinerin ist in Traunstorf aufgewachsen – genau gegenüber ihrer heutigen Wirkungsstätte. Von klein auf kennt sie den „Angerbauer Hof“ – „da sind wir als Kinder durchgelaufen“. Köchin wollte sie schon immer werden. „Aber meine Mutter war dagegen. Sie meinte, als Köchin würde ich sicher zu dick.“ Deshalb machte sie eine Ausbildung zur Sprechstundenhilfe. Kochen durfte sie dann trotzdem – bei ihrem Chef in Aschau, einem ehemaligen Mönch, der das Klosterleben aufgegeben hatte, um sich der Naturheilkunde zu verschreiben. Leidenschaftliche Köchin war sie schon vorher, jetzt kam das Wissen um den Stellenwert der Ernährung für die Gesundheit dazu. „Du bist, was du isst.“

Der „Angerbauer Hof“ samt Biergarten, Salettl und Kinderspielplatz. Und mit einem eigenen, prächtigen Maibaum.

Sie lernte Josef Berger aus Lengmoos kennen. Der stand nach dem Tod seiner ersten Frau mit vier kleinen Kindern alleine da, hatte seine Landwirtschaft und den Landgasthof zu bewirtschaften. Josef und Elisabeth heirateten, die gemeinsame Tochter Elisabeth kam zur Welt.

Fünf Kinder, Landwirtschaft, Gasthof – die Arbeit ging Elisabeth Berger und ihrem Mann nie aus. Viel abgeschaut hat sie sich von einem ehemaligen Krankenhauskoch mit Diätkochausbildung, den das Ehepaar eingestellt hatte. „Von ihm hab ich gelernt, fettarm zu kochen. Beim Soßenmachen macht mir keiner was vor.“ Bekannt ist sie für ihre Entenbraten: Ihr Weihnachtsmenü stellte Elisabeth Berger bereits in der „Abendschau“ des Bayerischen Rundfunks vor.

In einem Alter, in dem sich andere langsam auf den Ruhestand vorbereiten, suchten Elisabeth und Josef Berger eine neue berufliche Herausforderung. „Ich wollte wieder heim.“ Wie das Leben so spielt: Eine Freundin, die wusste, dass sich Elisabeth Berger wünschte nach Traunstein zurückzukehren, rief sie vor drei Jahren spätabends an und erzählte ihr, dass ein Pächter für den „Angerbauer Hof“ gesucht werde. Die Bergers schauten sich den Gasthof an – und wagten den Schritt in die Große Kreisstadt. „Wir mussten nicht lange überlegen, wir haben spontan entschlossen, hier einzusteigen.“

Elisabeth Berger ist glücklich, wieder in Traunstein zu sein.
Familiärer Zusammenhalt

Nach dem Umbau hat die Familie die Wirtschaft am 7. November 2015 wiedereröffnet. Denn auch in Traunstein hält die Familie zusammen: Elisabeth Bergers Stieftöchter Franziska, Josefine und Anna arbeiten in der Küche mit, Tochter Elisabeth, die die renommierte Hotelfachschule in Klessheim abgeschlossen hat, verantwortet den Service, Josef steht an der Schankanlage. Zum Team gehören außerdem drei Festangestellte und fünf Teilzeitkräfte.

Das Konzept, das die Bergers über die Jahre für ihren Landgasthof in Lengmoos entwickelt hatten, haben sie in den „Angerbauer Hof“ eingebracht. „Bei uns ist alles hausgemacht. Darauf lege ich großen Wert.“ Und weil der Mensch ist, was er isst, wird alles frisch zubereitet: „Das Fleisch schneiden wir frisch, das Gemüse wird nicht vorgegart. Das heißt natürlich auch, dass unsere Gäste etwas mehr Wartezeit in Kauf nehmen müssen. Dafür bekommen sie Mahlzeiten, wie sie frischer nicht sein können.“ Die Preise werden bewusst klein gehalten. Wochentags gibt’s ein täglich wechselndes Abo-Angebot. „Diejenigen, die nach der Mittagspause wieder zur Arbeit müssen, werden natürlich bevorzugt bedient.“

Begeistert ist Elisabeth Berger von der Unterstützung, die die Wirtsfamilie von den Traunstorfern erfährt. „Die Leute freuen sich, dass der ,Angerbauer Hof‘ wieder das Zentrum der Dorfgemeinschaft geworden ist.“ Ein halbes Jahr nach der Neueröffnung gründeten rund 30 Stammgäste den „Maibaumverein Alt-Neutraunstorf – Angerbauer Hof“, mit dem Ziel, den ersten Traunstorfer Maibaum aufzustellen und Brauchtum zu pflegen. Deshalb wurden auch die Punkte Heimatpflege und Heimatkunde ausdrücklich in die Vereinssatzung aufgenommen. Auf dem Veranstaltungskalender des Vereins stehen unter anderem Stammtische, Schafkopfrennen und Spielenachmittage. „Jeden ersten Samstag im Monat trifft sich Groß und Klein bei uns ab 14 Uhr für Karten- und Brettspiele“, erzählt Elisabeth Berger. Jeden 17. im Monat findet ab 18 Uhr ein Musikantenstammtisch statt, beim „Boarischen Tanz“ treten Trachtenvereinskinder auf; zwei Mal jährlich werden Countryfeste gefeiert. Im Herbst stehen im „Angerbauer Hof“ ein Weinfest und Törggelen auf dem Programm.

Nicht zuletzt mit Hilfe des Vereins ist es gelungen, „das Haus zu entwickeln“, wie Elisabeth Berger anerkennend feststellt. Die Familie hat selbstverständlich ihren alles andere als unerheblichen Teil dazu beigetragen. „Wir müssen schon ganz schön buckeln. Aber wir tun’s gern.“ Die Entscheidung, den „Angerbauer Hof“ zu übernehmen, bereut sie keine Sekunde: „Mir hat nichts Besseres passieren können.“

Text & Fotos: Andreas Falkinger, luftaufnahmen-chiemgau.de (2)

Alte Kastanien beschatten den Biergarten des „Angerbauer Hofs“.
Angerbauer Hof

Chiemseestraße 52
83278 Traunstein
Tel. 0861 /  90 98 79 88
info@angerbauerhof.bayern
www.angerbauerhof.bayern
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag: 10 bis 23 Uhr